Posted: None | Last Update: 27. Jan 2023
Geschichtlicher Hintergrund:
Die weltberühmten Passionsspiele in Oberammergau sind eine biblische Theateraufführung die beinahe 400 Jahre ins Jahr 1633 zurückdatieren, als die Pest durch Mitteleuropa wütete und auch vor Oberammergau nicht Halt machte. Im kleinen Alpendorf kamen in nur einem Jahr 80 Menschen durch die Pest ums Leben. In ihrer Verzweiflung legten die Oberammergauer einen Eid ab, fürderhin das Leben, Leiden und den Tod Jesus Christus in Passionsspielen aufzuführen, wenn Gott das Leben weiterer Bewohner verschonen würde. Seit jenem Moment gab es keine weiteren Pest-Tote mehr zu verzeichnen und so wurden im Jahr 1634 die ersten Passionsspiele von Bewohnern Oberammergaus aufgeführt.Bis zum heutigen Tage halten sich die Oberammergauer an ihren Schwur und es werden im zehnjährigen Turnus (mit einigen Ausnahmen aufgrund von Krieg etc.) Passionsspiele aufgeführt.
Hinter den Kulissen
Die Aufführung findet in zwei Akten (14:30-17:00 Uhr und 20:00-22:30 Uhr) im Oberammergauer Passionsspieltheater statt. Dieses ist mit Platz für 4400 Zuschauern das weltgrößte überdachte Freilichttheater und wurde im Jahr 2020 als Weltkulturerbe anerkannt. Die Bühne selber ist open air, kann jedoch je nach Wetterlage mit einem fahrbahren Dach überdacht werden (dies wird i.d.R. am Morgen der Aufführung entschieden). Unter der Bühne befindet sich der halb versteckte Orchestergraben.
Über 2100 Mitwirkende als Besetzung, Chor und Helfern (alles Oberammergauer, d. h. sie müssen entweder in Oberammergau geboren oder seit mindestens 20 Jahren dort gelebt haben) machen die Aufführung zu einem wahrlich unvergesslichen Ereignis (selbst für Ungläubige wie mich). Zwar findet die Aufführung in deutsch statt, jedoch kann man das Textbuch in vielen weiteren Sprachen erstehen.
Unser Besuch:
Wir hatten unglaubliches Glück mit dem Wetter: tagsüber ein wolkenloser tiefblauer Himmel (Kaiserwetter) während der Nachmittagsvorstellung und abends wurden wir mit einem wundervollen farbenfrohen Sonnenuntergang vor der Kulisse des zweiten Akts gesegnet.Ebensolches Glück hatten wir mit wirklich fantastischen Sitzen in der Mitte vorne (Reihe 10). So waren wir ganz nah dran am Geschehen auf der Bühne.Die Bühne selber ist wirklich groß und beeindruckend, ungefähr 200 Mitwirkende (der Chor selbst besteht aus etwa 75 Sängern) sowie zwei Kamele, zwei Pferde, neun Schafe, sechs Ziegen, ein Esel, plus Hühner und Tauben finden dort Platz.Jede Szene endet mit einem Chor-Auftritt vor einem 'lebenden Bild', das eine Szene aus dem alten Testament nachstellt.Wie bereits erwähnt, sind die Schauspieler, Komparsen, Chormitglieder, Orchestermusiker und Helfer alles Oberammergauer, die Altersspanne liegt zwischen 0 und 100 Jahre. Eine weitere Tradition ist, dass die Haare aller Bühnenakteure ab dem Aschermittwoch des Vorjahres nicht mehr geschnitten werden dürfen.
Wie bereits erwähnt, sind die Schauspieler, Komparsen, Chormitglieder, Orchestermusiker und Helfer alles Oberammergauer, die Altersspanne liegt zwischen 0 und 100 Jahre. Eine weitere Tradition ist, dass die Haare aller Bühnenakteure ab dem Aschermittwoch des Vorjahres nicht mehr geschnitten werden dürfen.
Für etwa 60% aller Akteure und Sänger sind die Passionsspiele die erste Theatererfahrung, es handelt sich also fürwahr um ein Amateurtheater. Jedoch ist dies absolut nicht zu merken, die gesamte Vorführung ist auf einem hohen professionellen Niveau von Schauspielern, Bühnenbildnern und Kostümbildnern. Insgesamt finden im Jahr 2022 110 Aufführungen zwischen dem 14. Mai und dem 2. Oktober statt und über 440.000 Karten sind bereits verkauft, es bleiben nur noch Restkarten zur Verfügung.Die Besucher kommen von nah und fern, wir haben neben Einheimischen auch busseweise Touristen/Pilger aus aller Herren Länder, u.a. den USA , Kanada und den Philippinen getroffen.
Anfangs war ich etwas verwirrt, dass die Schauspieler nach der Vorstellung nicht nochmals für den Schlussapplaus auf die Bühne gekommen sind. Zwischenzeitlich habe ich erfahren, dass dies bei Passionsspielen Gang und Gäbe ist, da es hier um den Inhalt der Aufführung und nicht um die Performance der Akteure gehen soll.
Fazit:
Selbst für mich als nicht religiöse Person waren die Passionsspiele ein unvergessliches Erlebnis. Die Theateraufführung, das Bühnenbild, die Kostüme, der Chorgesang, die Musik - alles absolut sehenswert.Wichtig zu betonen ist auch, dass die Aufführung sich nicht, wie ich insgeheim befürchtet hatte, wie eine Predigt in der Kirche anfühlt.
Verwandte Artikel
Kommentare
Es gibt 0 Kommentare.